Weingut Van Volxem (Wiltingen/Saar)
Weinhof Herrenberg (Schoden/Saar)


Die meisten Winzer an der Mosel sehen ihre Zukunft pessimistisch.  

In der Tat ist die Marktsituation schlecht: der Fassweinpreis bleibt dauerhaft tief, die 
Verbraucher sind sparsam geworden nach der sogenannten "Teuro" Einfuehrung, die 
Popularitaet des lieblichen Weissweins sinkt wegen der Veraenderung der Esgewohnheiten.  
Viele Winzer koennen ihren Wein nicht mit dem gewuenschtem Preis verkaufen, obwohl ihre 
Arbeit auf dem Weinberg hart genug ist. Die Nachfolger-Generation faellt aus, da die jungen 
Leute nicht gewillt sind solche eine harte Arbeit zu machen, zudem der Weinbau einer 
ungewissen Zukunft entgegensieht. Die noch aktiven Winzer werden aelter und aelter, doch 
auch sie gehen frueher oder spaeter in den Ruhestand. Anschliessend kuemmert sich 
niemand mehr um die Weinberge, die deswegen allmaehlich verwildern.  

Anderseits gibt es indes Weingueter, die anscheinend kein Problem gegen den 
Herausforderungen der Zukunft haben. Ein bemerkenswertes Beispiel: das Weingut Egon 
Mueller an der Saar. Seine Weine erzielen jedes Jahr bei der Versteigerung des VDP Mosel-
Saar-Ruwer die beste Preise, und die negativen Marktauswirkungen spuert sein Betrieb 
nicht. Und aehnliches gilt auch fuer die Weingueter J.J. Pruem, Dr. Loosen oder Fritz Haag, 
die eine lange Tradition haben, wo immer mit Fleis und Koennen den Wein herstellen und 
fuer sie der Wein wortlich die "goldene Fluessigkeit" ist. 



In den letzten Jahren tut sich was in der Weinszene an 
der Mosel. Zum Beispiel das Weingut Van Volxem in 
Wiltingen an der Saar. Dieses traditionelle Weingut war 
frueher ein Mitglied von VDP, aber es musste dessen 
ungeachtet vor 10 Jahren Konkurs anmelden. Dieses 
Weingut ging in die Hande des neuen erst 30 jahrigen 
aber ehrgeizigen Besitzers Roman Niewodniczanski. Er 
macht sich daran mit neuen konzeptionellen 
Ueberlegungen Wein zu produzieren: extrem niedrige 
Ertrage (ca. 26hl/ha in 2000er), alte wuerzelechte 
Reben und Wiederbelebung der urspruenglichen Lage-
Bezeichnungen, welche vor dem 1971er Weingesetz 
Geltung hatten.

(Von Links: Herr Niewodniczanski, Herr Kollmann)

Seine erster Jahrgang 2000er, ca. 32000 Flaschen, wurden in Herbst 2001 innerhalb von 3 
Monaten fast ausverkauft. Niewodniczanski stammt nicht aus einer Winzerfamilie, hatte er 
an der Universitat Trier Marketing studiert. Deshalb arbeitet er mit jungen Oenologe, Herrn 
Gernot Kollmann, der frueher in Weingut Dr. Loosen und Bischoefliche Weingueter taetig 
war, zusammen. Das Weingut Van Volxem ist ein Beispiel dafuer, dass ein Ausenseiter mit 
einem Ueberzeugenden und erfolgreichen Konzept ein traditionelles Weingut wieder auf die 
Beine gestellt hat. Aber anderseits kann es hingewiesen werden, dass er gute 
Voraussetzungen fuer seinen Erfolg hatte: beste Lagen, und zudem gestaerkt durch die 
Finanzkraft und der hoehe Bekanntheitsgrad seiner Familie, in deren Besitz sich eine der 
grossten deutschen Bierbrauerei befindet.



Als zweites Beispiel der "neuen Bewegung" 
an der Mosel nenne ich den Weinhof 
Herrenberg in Schoden, einem Nachbardorf 
von Wiltingen an der Saar.  

Im Gegensatz zu Van Volxem hat das 
Ehrpaar Claudia und Manfred Loch 1992 
komplett neu ein kleines Weingut 
begruendet. Sie hatten vorher beruflich nie 
etwas mit Weinbau zu tun gehabt. Sie 
arbeitete urspruenglich als Arzthelferin und 
er ging als Beamte des oeffentlichen 
Dienstes einer geregelten und gesicherten 
Taetigkeit nach.  
(HerrManfred Loch)
Was beide jedoch von jeher verband war die Liebe zum Wein. Eines Tages hatten sie die 
Idee den Wein ihrer Wahl selber zu produzieren. Sie kauften sich also einen 1200 qm 
grossen Weinberg, einen gebrauchten kleinen Kelter und zwei Holzfaesser. Sie haben zuerst 
versucht, sich an den Arbeitsvorgangen und Kenntnissen ihrer Nachbarn zu orientieren, mit 
dem Ergebnis, dass ihr Erstwein nicht gerade zu einem Spitzenprodukt geriet, aber doch zu "
einem schoenen Wein" herangereift war als sie erhofft hatten.

Doch beharrlich haben die beiden ihre Arbeit im Keller und auf dem Weinberg fortgesetzt, 
mit dem Ziel die Qualitaet ihres Produktes Schritt fuer Schritt anzuheben. In erstem 
Jahrgang war der Ertrag 120hl/ha, wie andere normalen Winzer. Und sie entschlossen sich, 
ihren eigenen Weg zu gehen. Die Ertrage wurden Jahr fuer Jahr Qualitaet orientiert 
reduziert, mit dem Ergebnis, dass 1999 etwa der pro-ha-Ertrag auf Ein Drittel des 
urspruenglichen absenkt wurde, d.h. auf schliesslich ca. 35hl/ha. Seit 1993 ist das Weingut 
Mitglied des oekologischen Weinbauverbandes EcoVin. Sie verzichten entsprechend der 
Ecovin-Richtlinien auf die Verwendung von Pestizide und Kunstduengemittel. Stattdessen 
verwenden sie Kompost aus Trester, Guelle oder Pferdemist. Die Bekaempfung von "
Schaedlingen" erfolgt ebenfalls mit natuerlichen Methoden.

Das richtige Schneiden der Weinstoecke ist "Extrem kompliziert" deshalb sei es unmoeglich 
diese fachlich anspruchsvolle Arbeit nicht qualifizierten Hilfskraeften zu ueberlassen. Beim 
Schneiden der Moselreben werden in der Regel zwei Zweige Uebrig gelassen und selbige zu "
einem Herz" geformt. Bei dieser Methode pro Traube ca 3 Blatter. Aber Manfred Loch 
meint, dass "die Blaetter das Kraftwerk der Trauben" sind, weshalb macht er ca. 12 Blatter 
pro Traube stehen lasst. Die Unterschiede des Reifeprozesses der konventionellen und der 
von ihm angewandten Methode was die Qualitaetssteigerung des Weines betrifft 
bemerkenswert.

Nicht nur bei der "Erziehung", sondern auch bei der Ernte und dem Kelter-Einsatz sind die 
beiden Neuwinzer konsequent. Bei der Ernte des "konventionellen Winzers" sammeln die 
Erntehelfer die Trauben zu erst einmal in kleinen Bottich, dann werden diese zusammen in 
einen grossen Bottich, der Hotte, die die Weinbergtrager auf dem Ruecken buckelt, aus dem 
Weinberg heraus in einem grossen offenen Container auf einem Ladewagen, der von einem 
Traktor gezogen wird, hineingeschuettet. Mit jedem Schuettvorgang werden die jeweils 
unteren Trauben immer mehr zerquetscht und der Reinheitsgrad des Wein-Traubensaftes 
wird zunehmend qualitaetsmindernd beeintrachtigt.

Aber Claudia und Manfred Loch haben sich da etwas anders einfallen lassen. Sie wollen 
erreichen, dass die Trauben moeglichst wenig vor dem Keltern ge-und zerquetscht werden.  
Die Ernte wird in kleinen Bottichen von ca. 45 x 30 x 20cm eingesammelt. Anschliessend 
werden diese wird vorsichtig aufeinander gestapelt und derart direkt zum Kelter 
weitertransportiert. Umsichtig werden die Trauben nunmehr mit einem niedrigen Druck von 
ca. 2 Bar, gleichwohl die Berufskollegen mit einem Pressdruck von 6 oder 7 Bar arbeiten.  
Die von den Lochs praktizierte Kelterung ist so weich, dass die empfindlichen Marienkaefer 
eine Ueberlebenschance haben.

(Im Keller werden die Weine aus verschiedene Parzelle in verschiedenen Tank ausgebaut.)

"Die Struktur des Weintraubensaftes wird zerstort, wenn er grob behandelt wird" So glaubt 
Loch. Deshalb benutzen das Ehepaar Loch bei der Arbeit im Keller bei der Absitch keine 
Pumpe, sondern er hat schonende Transportarten entwickelt. Welche, das soll nicht 
verraten werden, das sei Betriebsgeheimnis. Und den genauen Zeitpunkt der Hefetrennung 
zu bestimmen, das ist extrem wichtig, so die Erfahrung der beiden. Es darf nicht ein paar 
Tage zu frueh, aber auch nicht einen halben Tag zu spaet durchgefuehrt werden. Die 
wirtschaftliche Effektivitaet spielt hier keine Rolle. Der Lauf der Natur bestimmt den 
Zeitpunkt, was man wann machen muss. 

Ein Wein, der derart konsequent produziert wird, besitzt einen besonderen Charakter. Der 
Bodengeschmack und der Jahrgangsstil praegen nachhaltig einen Wein. Die 97er Auslese 
war elegant, die 98er hatte feine Saeure, und 99er besass facettenreiche Suesse. Selbst 
der kostenguenstigste Wein des Weingutes Loch, der "Landwein der Saar" (6Euro/750ml), 
war dennoch ein bemerkenswerter guter trockener Wein mit festem Koerper und reich an 
Mineralien.

Im letzten Jahr besuchte Stuart Pigott, einer der bedeutendsten europaeischen 
Weinjournalisten in Deutschland, gleichwohl englischer Abstammung, dieses Weingut. Einige 
Tage spaeter orderten mehrere renommierte Weingueter die trockenen Rieslings aus der 
Produktion des Newcomers. Das verwunderte die Lochs doch ein wenig, aber das Ratsel 
loeste sich schnell auf, als sie erfuhren, dass Staurt Pigott ueberall bei seinen Weinproben 
auf den anderen Weinguetern ihren Wein mit den Worten empfahl: "Wenn man wissen will, 
wie ein trockener Riesling schmecken soll, dann probiert bitte den vom Weinhof Herrenberg!
" Dank seiner "Werbung" wurde der Wein des Weingutes Loch in kurzester Zeit fast 
ausverkauft. 

Aussergewoehnlich ist die Tatsache, dass die beiden Autodidaktiken sind. Die Arbeit - 
sowohl auf dem Weinberg als auch im Keller - haben sie von A bis Z sich selber angeeignet, 
ohne je eine Weinbaufachschule von innen gesehen zu haben. Mit dem Vorteil, dass Sie frei 
und unbelastet von Vorurteilen Neues erproben und verwirklichen koennen. Und, worin eine 
Portion Ironie liegt, diese Newcomer sind in Lage sind, einen auserordentlichen Wein zu 
produzieren.



Das dritte Beispiel dieses neuen Ansatzes bietet das Weingut Vollenweider in Traben-
Trabach, welches im Jahre 2000 durch ein jungen Oenologe aus der Schweiz in Leben 
gerufen wurde. Der Besitzer Daniel Vollenweider bildete frueher den Beruf eines 
Vermessungstechnikers aus, aber studierte anschliessend Oenologie und absolvierte ein 
Praktikum im Weingut Dr. Loosen an der Mosel. Dort hat er sich spontan in "einen Weinberg 
verliebt". Wegen der Unbekanntheit des Weinberges (Wolfer Goldgrube) konnte er 1,5 ha ihn 
zu einem relativ guenstigen Preis erwerben. 2001 schaffte er die Produktion ca. 8,000 
Flaschen bei einem niedrigen ha-Ertrag von etwa 36hl. Im Gault Millau Weinguide 
Deutschland 2003 sein junges Weingut indes schon als die "Entdeckung des Jahres" 
gewaehlt.



Die gemeinsamen Merkmale dieser drei Weingueter sind folgendes: 
Erstens: Alle wurden durch orts- und fachfremde "Quereinsteiger" begruendet. So 
entstammt Roman Niewodniczanski keiner Winzerfamilie. Die Familie Loch startete von Null 
und Daniel Vollenweider bildete sich als Vermessungstechniker aus. Zweitens: Alle legen 
Wert auf niedrige Ertrage und alte Rebstoecke. Drittens: Diese "Quereinsteiger" sind  
Dreisiger-Jaehrgange und funkeln so als neue "Winzer-Sterne" ueber dem Weinhimmel von 
Mosel-Saar-Ruwer. Diese Sterne koennte moeglicherweise der Wegweiser des ganzen 
Region sein. 

(Maerz 2003)



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